Elbtalschule / Elbtal

Wetzlar schlägt Essen

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 2. Juli 2009 00:00

Wetzlar schlägt Zwangsabsteiger Essen „ohne fünf“ 36:28

„Gewonnen.“ Alois Mraz hat gestern Abend nur ein einziges Wort gebraucht, um den 36:28 (16:11)-Erfolg der HSG Wetzlar im Heimspiel der Männerhandball-Bundesliga gegen Schlusslicht TuSEM Essen auf den Punkt zu bringen. „Mehr gibt’s nicht zu sagen“, fügte das wegen einer Bauchmuskelzerrung zum Zuschauen verdammte tschechische Rückraum-Ass fast schon verlegen und etwas gequält lächelnd an.

Ganz so einfach wollte und konnte sich HSG-Interimstrainer Zoran Djordjic sein Resümee der glanzlosen, mitunter von haarsträubenden Fehlern geprägten Darbietung vor immerhin 3620 Zuschauern in der Rittal-Arena nicht machen. „Ich glaube, heute kann keiner mit seiner Leistung zufrieden sein“, holte der Nachfolger des geschassten Coaches Volker Mudrow aus, „die Mannschaft hat nicht das umgesetzt, was wir uns taktisch vorgenommen haben und hat außerdem teilweise undiszipliniert gespielt. Damit haben wir uns den Sieg selbst schwer gemacht.“

Der Serbe wollte da auch nicht als Entschuldigung gelten lassen, dass neben Mraz der gerade von einem Nationalmannschaftslehrgang heimgekehrte Sven-Sören Christophersen wegen einer Wadenzerrung kurzfristig ausgefallen war. Womit sich die Zahl der verletzten Spieler vor dem Anpfiff auf fünf erhöht hatte, denn Aleksandar Stanojevic (Handbruch), Sebastian Weber (Knie) und Timm Schneider (Schulter) standen ohnehin auf der Ausfallliste.

Dabei hatte das Rumpfteam der Grün-Weißen ganz ordentlich begonnen. Über 4:1 (4.) führten die Hausherren nach elf Minuten mit 7:2 und hatten den insolventen Zwangsabsteiger bis dahin mit zwei Kreisläufern - Giorgos Chalkidis und Gregor Werum - klassisch ausmanövriert. Doch bereits in den nächsten Minuten schlichen sich erste Nachlässigkeiten ein. Angefangen in der Deckung, wo sich keiner so recht für Kreisläufer Patrick Wiencek zuständig fühlte.

Dazu konnte Essens Linkshänder Patrik Hruscak nahezu unbedrängt zu seinen Schlagwürfen ansetzen. So sah sich der ansonsten starke HSG-Keeper Nikolai Weber immer wieder im Stich gelassen. Essen ließ sich nicht zweimal bitten und hatte durch einen Doppelschlag von Evgeny Vorontsov den 11:12-Anschluss (25.) geschafft. Die Fans quittierten die sich nun ebenfalls im Angriff häufenden Fang- und Abspielfehler mit Pfiffen. Erst jetzt besannen sich die Gastgeber wieder etwas und erhöhten bis zur Pause auf 16:11.

Nach dem 29:17 fängt die HSG an zu zaubern - und verliert den Faden

Als die Wetzlarer zu Beginn des zweiten Durchgangs über 22:14 (36.) auf 29:17 (45.) enteilten, schienen sie trotzdem einem standesgemäß hohen Erfolg entgegenzusteuern. Aber weit gefehlt. Wieder wollten sie zaubern - und verloren prompt wieder den Faden. Ein Kempa-Trick-Anspiel von Chen Pomeranz bei einem Tempogegenstoß jagte Avishay Smoler einen Meter über den Kasten, ehe Chalkidis einen „No-Look-Pass“ dem Gegner in die Hände manövrierte.

So konnten die biederen, in ihren spielerischen Möglichkeiten arg limitierten Gäste in der 59. Minute den Rückstand erneut auf sieben Treffer (28:35) verkürzen. Ehe Pomeranz mit einem Kempa-Tor auf Zuspiel von Peter Jungwirth den Schlusspunkt unter eine Partie setzte, die selbst TuSEM-Trainers Kristof Szargiej wegen des für seine Mannschaft achtbaren Ergebnisses nicht wirklich froh stimmte: „Wir haben uns im Rahmen unserer Möglichkeiten gut verkauft, mehr nicht. Bei uns sehnen sich alle dem Saisonende entgegen.“ Die Analyse von Wetzlars Manager Rainer Dotzauer fiel gnädiger aus: „Ich habe ein paar gute Ansätze gesehen, hätte mir aber etwas mehr Handball-Feinkost gewünscht.“ Immerhin: Die HSG verbesserte sich auf den 14. Tabellenplatz. Das war fast das einzig Positive - neben den zwei Punkten.

Wetzlar: Nikolai Weber (bis 43.), Krasavac (43. bis 55.), Schomburg (ab 55.) - Schmidt (1/1), Smoler (5/1), Pomeranz (2), Salzer (6), Allendorf (2), Jungwirth (2), Petar Djordjic (4), Chalkidis (7), Werum (7)

Essen: Kulhanek, Maiß (n. e.) - Prieto (3/2), Hruscak (7/3), McMillan, Tovornik (2), Vorontsov (3), Krüger, Mohr (2), Schütte (4), Wiencek (6), Krönung (1)

Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodendorf)

Zuschauer: 3620

Zeitstrafen: Wetzlar drei (Chalkidis zwei, P. Djordjic), Essen sechs (Schütte zwei, Hruscak, McMillan, Vorontsev, Krüger)

verworfene Siebenmeter: Hruscak (Essen) scheitert an Weber (7.), Schmidt (Wetzlar) scheitert an Kulhanek (21.)

(Gerhard Collinet)

| 18.5.2009