Elbtalschule / Elbtal

Kritik an Lernstandserhebungen

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 17. Juni 2010 00:00

 Interessenverband Hessischer Schuleiterinnen und Schulleiter

EISVERBAND SCHWALM-EDER

   Vorsitzender: FRANK EBERLEIN

   Astrid-Lindgren-Schule Malsfeld

   Schulstr. 21

   34323 Malsfeld

   schulleitung@g.malsfeld.schulverwaltung..

   hessen.de

   Datum: 10.05.2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

leider sehen wir uns auf Grund der bisher gemachten
Erfahrungen mit den diesjährigen bundesweiten Lernstandserhebungen gezwungen,  uns direkt an Sie zu wenden, um unseren Unmut über den Inhalt und die Organisation mitzuteilen. Wir wissen, dass viele Schulen bundesweit genauso denken und sicherlich ähnliche Rückmeldungen verfasst haben.

 

Die wesentlichen Punkte unserer Kritik sind folgende:

 

-          Es ist völlig unverständlich, warum zwei verschiedene Texte im Bereich Lesekompetenz ausgewählt wurden. Nach unseren Informationen waren diese Texte zur Auswahl vorgesehen und nur einer sollte den Kindern zur Bearbeitung vorliegen. Dieser Fehler kann nur als unprofessionell bewertet werden.

-          Fragen zu einem Begriff („Leitkuh“), der im Text nicht erklärt wird, hat nichts mit Lesekompetenz sondern mit Bildungsstand zu tun.

-          Ein Lesetext mit wörtlicher Rede ohne Begleitsätze ist nicht altersgemäß.

-          Die Gesamtdauer der Lernstandserhebungen war viel zu hoch. Jede Verordnung legt genaue Zeitspannen fest. Diese wurden völlig außer Acht gelassen.

Insgesamt war die zeitliche Vorgabe völlig ungenügend. Viele Kinder haben die Aufgaben nicht bis zum Ende bearbeiten können.

-          Im Bereich Mathematik war im 1. Teil die Anzahl von Aufgaben aus dem Bereich Wahrscheinlichkeitsrechnung viel zu hoch. Einige Bundesländer hatten dies aber bereits Anfang März den Schulen mitgeteilt. Wo bleibt da die Vergleichbarkeit?

Diese Aufgabenart ist nicht in allen Lehrwerken vorhanden und die Bildungsstandards und deren Umsetzung sind erst in Arbeit.

-          Diese Aufgaben verlangten von den Kindern eine sehr hohe Lesekompetenz. Hier waren Kinder mit Leseschwierigkeiten und Migrationshintergrund völlig überfordert.

-          Unverständlich ist auch die Reihenfolge der Aufgaben im Bereich Mathematik. Teil 1 ist eindeutig schwerer und eine Progression im Schwierigkeitsgrad war dadurch nicht vorhanden.

-          Insgesamt muss die Darstellung der Aufgaben in Bezug auf Schriftgröße, Format und Übersichtlichkeit als defizitär bewertet werden.

-          Auch wenn statistische Erhebungen vergleichbare und eindeutige Ergebnisse benötigen, können wir nicht nachvollziehen, warum bei mehren richtigen Lösungen und einer falschen Antwort die gesamte Aufgabe als falsch zu bewerten ist.

-          Die von den Schulen im Vorfeld zu leistenden Vorarbeiten sind  nicht zumutbar. Zeitaufwand und Kopierkosten können die Schulen nicht leisten.

 

Wir fordern:

 

-          Eine inhaltliche Überarbeitung aller Bereiche.

-          Eine Reduzierung im Umfang.

-          Eine angemessene Zeitspanne zur Bearbeitung.

-          Größere Flexibilität im Bearbeitungszeitraum

-          Die Bereitstellung von Lernstandsheften für alle Schüler, wie in den Klassen 6 und 8.

 

Es ist nicht sinnvoll festzustellen was Kinder nicht können. Aus Sicht der Kinder hat ein Test selbst keine eigene intrinsische Motivation. Für die Kinder muss eine Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung vorhanden sein. Dies ist schwer zu erreichen, wenn eine Überforderungssituation vorliegt und die Aufgaben wenig mit ihren bekannten schulischen Anforderungen zu tun haben.

Wir haben das Gefühl, dass die Kinder als Testpersonen für noch nicht verbindliche Bildungsstandards missbraucht werden, mit dem Ziel, die Notwendigkeit dieser Standards zu begründen.

 

Wir bezweifeln, dass diese Lernstandserhebungen qualifizierte Aussagen über unseren Unterricht abgeben können. Was bleibt sind genervte Kollegen und Kolleginnen, gestresste schulische Mitarbeiter und frustrierte Kinder.

 

 

Wir werden alle Schulen auffordern, diese Kritikpunkte auch mit den Eltern in den jeweiligen schulischen Gremien zu besprechen.

 

Alle Beteiligten an diesem Unternehmen sollten sich bemühen, eine Verbesserung herbeizuführen und alles versuchen, das Vertrauen der Kinder, ihrer Eltern und der Kolleginnen und Kollegen wieder herzustellen.

 

 

An einer Rückmeldung sind wir interessiert.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Frank Eberlein

Kreisvorstand IHS Schwalm-Eder

 

 

| 18.5.2010